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Ein Haus für die Toten – das Dolmengrab in Aesch

Die Entdeckung

Im Jahr 1907 entdeckte Dr. Karl von Blarer im Aescher Gemeindewald ein aussergewöhnliches Relikt der Jungsteinzeit: ein Dolmengrab. Diese alte Begräbnisstätte, später von Dr. Fritz Sarasin wissenschaftlich untersucht, zeugt mit ihren grossen Steinplatten und dem umlaufenden Steinkranz von der Bestattungskultur früherer Gemeinschaften. Die Grabkammer misst etwa 3 mal 4 Meter und bot Raum für zahlreiche Bestattungen.

Die Bauweise – Sorgfalt und Symbolik

Die Konstruktion des Dolmengrabes zeigt eine sorgfältige Bauweise. Auf einem planierten Untergrund legten die Erbauer zuerst eine Lage flacher Steine als Fundament, darauf folgte eine Erdschicht von rund 50 cm Höhe, in die die Gebeine der Verstorbenen gebettet wurden. Schliesslich wurde das Grab mit Steinplatten verschlossen. Dank C-14-Datierungen konnte das Alter der Beisetzungen auf etwa 2600 bis 2400 v. Chr. bestimmt werden. In der Südostecke fand sich eine besondere Bestattungsform, die sogenannte Hockerlage, die vermutlich der Glockenbecherkultur zuzuordnen ist.

Funde und offene Fragen

Zusätzlich zu Knochen- und Zahnfunden entdeckten die Forscher wertvolle Beigaben: durchbohrte Hunde- und Bärenzähne, Werkzeuge aus Silex und Schlägel, die wohl zur Bearbeitung der Steinplatten verwendet wurden. Diese Funde geben Einblicke in die handwerklichen und kulturellen Bräuche der damaligen Zeit. Insgesamt konnten Überreste von mindestens 47 Individuen identifiziert werden; neuere Untersuchungen lassen jedoch darauf schliessen, dass bis zu 100 Menschen in diesem Grab ihre letzte Ruhestätte fanden.

Trotz der vielen Bestatteten fehlt jeder Hinweis auf eine nahegelegene Siedlung. Das Dolmengrab bleibt daher ein ungelöstes Rätsel der regionalen Archäologie. Noch heute ist es im Aescher Wald gut sichtbar: Die steinerne Grabkammer liegt nicht mehr unter einem Hügel, sondern ist lediglich von einer Erdanschüttung umgeben.

Im Jahr 2004 widmete das Heimatmuseum Aesch dem Dolmengrab eine Sonderausstellung.