Das erste Baselbieter Winzerfest in Aesch
Am 23. September 1934 strömte die ganze Region zum ersten Baselbieter Winzerfest nach Aesch. Gross und Klein war auf den Beinen. Alle wollten den prächtigen Umzug sehen. Er führte von der Mugge bei Angenstein durchs ganze Dorf bis zum Neumattschulhaus. Das Heimatmuseum Aesch hält die Erinnerung an diesen besonderen Tag lebendig, mit historischen Fotos und Zeitungsausschnitten.
So berichtete die Basellandschaftliche Zeitung am 24. September 1934 über das Fest.
Transcript des Artikels in der BZ vom 24. September 1934
Das erste Baselbieter Winzerfest in Aesch nahm gestern, teilweise auch schon vorgestern, und noch heute den erwarteten glänzenden Verlauf. Wer in den letzten Wochen in das heimelige Dorf am Fuß des Pfeffinger Schlosses ging, bekam nicht nur – gegen Entgelt natürlich – eine hübsche Traubenplakette, sondern auch bereits einen Vorgeschmack auf die Ereignisse, die sich hier vorbereiteten. In Gast- und Wohnstuben wurde eifrig beraten, gerüstet und geprobt. Auf den Straßen folgte dem Gruß sogleich ein Wort über das Winzerfest, und die Festfreude schwang schon in den Alltag hinein.
Tausende strömten gestern mit allen Verkehrsmitteln an die Aescher „Dreiländerecke“. Trams und Eisenbahn waren überfüllt, und aus den Nachbargemeinden kamen sie in fröhlichen Scharen zu Fuß zum Fest. In den Straßen des Dorfes warteten bereits über 15.000 Menschen auf den Umzug der Jahreszeiten.
Der Besuch dieses ersten Baselbieter Winzerfestes in Aesch war außerordentlich und für die Veranstalter in seinem Ausmaß unerwartet, aber wohl verdient. Es war ein Beweis aufrichtiger Dankbarkeit für die immense und selbstlose Arbeit, die diesem Fest vorausging. Wir sind stolz darauf, dass eine Gemeinde unseres Baselbiets eine solch großartige Leistung erbracht hat, und freuen uns über die freundnachbarliche Unterstützung, auch aus dem Kanton Bern. In einer verständnisvollen Zusammenarbeit wurde ein Festzug geschaffen, der in seiner Art den Umzügen größerer Orte nicht nachstand. Besonders hervorzuheben ist die natürliche und volkstümliche Note der Veranstaltung. Was geboten wurde, entstand aus dem Volk heraus und war sinnvoll mit Land und Leuten verbunden.
Leider ist ein solcher Umzug, mit all seiner Musik, seinen Farben und seiner einzigartigen Stimmung, schwer zu beschreiben. Flaggen schmückten die Häuser, Menschenmengen säumten die Straßen, und von Balkonen und Fenstern flatterten Blumen. Der Umzug begann mit Reitern, Musik und den Ehrengästen, gefolgt von Ehrendamen, Traubenkäuferinnen und historischen Gruppen. Es gab zahlreiche Höhepunkte, wie die Frühlingswagen der Sekundarschule Aesch-Pfeffingen, den Vogelschutzwagen der Aescher Ornithologen und die prächtigen Darstellungen des Herbstes durch die Winzervereine. Insgesamt marschierten fast 30 Gruppen mit etwa 800 Teilnehmern.
Das Festleben setzte sich nachmittags bis in die Nacht hinein im Neumattschulhaus fort, begleitet von Musik, Tanz und abwechslungsreichen Darbietungen. Landrat Häring und Regierungsrat Frei betonten die Bedeutung des Weinbaus für die Region und lobten das Fest. Trotz des nächtlichen Regens wurde bis spät in die Nacht weiter gefeiert.
Heute ist wieder Alltag eingekehrt, doch Aesch kann stolz auf dieses Volksfest sein.